Wie entstehen Kriege? Und was können wir tun, um sie zu vermeiden? Diese Fragen beschäftigen die Menschheit seit Jahrtausenden. Der folgende Essay, geschrieben im Herbst 2022 vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs, versucht eine unkonventionelle Antwort – fernab der üblichen politischen Lager und ihrer Gewissheiten.
Wir sollten vor allem Hass und Dummheit vermeiden oder besser überwinden. Wir müssen uns überwinden, die Lage mal aus der Perspektive des Feindes zu betrachten. Überrascht werden wir feststellen, dass er in den gleichen Kategorien denkt wie wir: Besitzstandswahrung, Prosperität, Stolz, Selbstachtung, Solidarität mit Seinesgleichen. Beim Verhandeln versucht er, seine Pfunde möglichst geschickt zum Einsatz zu bringen. Wenn er Krieg führt, dann nicht weil er böse ist oder böse geworden ist, sondern weil sein Kontrahent böse geworden ist und dadurch zum Feind, der nur noch die Sprache der Waffen, die Sprache der mörderischen Gewalt versteht.
Wie kommt es dazu? Wo doch so viel Mühe von beiden Seiten darauf verwendet wurde, die divergierenden Interessen in und durch Vertragswerke so auszuhandeln, dass keiner sich über den Tisch gezogen fühlt, so dass der natürliche gegenseitige Respekt erhalten bleibt. Es wäre klug, sich an unterschriebene Verträge zu halten, dann können nämlich alle Seiten prosperieren. Das nennt man Zivilisation. Leider ist das nur ein warmer Mantel, unter dem der alte wilde Barbar haust, der zuvorderst in Machtkategorien denkt. Die Macht kommt aus dem Geldbeutel oder dem Gewehrlauf. Und von Gott. Denn wenn einer mächtiger geworden ist als andere, vielleicht sogar mächtiger als alle anderen, glaubt er sich mit Gott im Bunde, sein Wille geschehe, denn es ist auch der Wille des Herrn, und der konfligierende Wille des Vertragspartners ist nur lästig, und wenn er bei meinen kleineren Vertragsverletzungen und gebrochenen Versprechungen aufschreit, sogar teuflisch. Logisch!
Hier kann erwähnt werden, dass die USA, ein bibelfestes, christlich fundamentalistisches Land, mit einem Militärhaushalt, so groß wie der der 10 nächst-größten Länder, einschließlich Russland, es sich herausnimmt, jeden Vertrag nach Belieben zu brechen. Das wirkt extrem ansteckend auf die enttäuschten Vertragspartner, sie können aber der Supermacht keinen Paroli bieten. Diese Weltordnung, die jetzt zu Ende geht, nannte man Pax Amerikana, ein unerhörter Euphemismus angesichts von Dutzenden Angriffskriegen und vom CIA gemanagten „Regime Changes“ – man sollte besser von War Amerikana sprechen. (Mein Spielzeug-Colt als Kind trug die Aufschrift „PEACEMAKER“ – „War-Maker“ wäre ehrlicher gewesen). The Land of the Free, God’s own Country ist so außergewöhnlich toll, dass all diesen zurückgebliebenen Kulturen dort draußen nichts besseres passieren kann, als der American Way of Life. Die widerspenstigen Völker, die an ihren lächerlichen Traditionen hängen, kann man durch konsequente und konsistente, kurz- und langfristig angelegte Personalpolitik von oben und gelegentliche disruptive Technologiesprünge, begleitet von unbefristetem Dumping der amerikanischen Finanz- und Plattformkonzerne, den Zahn ziehen, zu ihrem „Glück“ zwingen.
Diese Sichtweise wird im sog. Westen als antiamerikanisch, in der Steigerung als „krankhaften Hass auf Amerika“ geschmäht, leider schaffe ich es nicht, die USA und ihre korrupten Propagandisten, die unverhohlen einen Krieg gegen die Atommacht Russland vorbereiten, als „God’s own Country“ anzusehen. Da bin ich in guter Gesellschaft. Wer mal in Mittelamerika, Südamerika, Afrika oder Asien gereist ist, sich mal vom Hotelpool entfernt und unter die Leute gemischt hat, mit ihnen geredet hat, dem könnte dämmern, warum bei uns bald die Lichter ausgehen. Götterdämmerung! Gute Nacht!