Was haben Pixel auf einem Bildschirm mit Nietzsches ewiger Wiederkehr zu tun? Ein Gedankenspiel aus den 80er-Jahren führt zu einer überraschenden Einsicht: Sobald wir einen Rahmen setzen – ob als Computerbildschirm, Sinnesorgan oder bewusste Wahrnehmung – verwandeln wir Unendlichkeit in Endlichkeit. Und in diesem Akt der Begrenzung entsteht nicht nur die Möglichkeit der Wiederholung, sondern auch Bewusstsein selbst. Eine Reflexion über digitale Kombinatorik, Schöpfung und die Frage, warum Kontrast die Voraussetzung für alles Bewusstsein ist.
Seit der frühen Kindheit habe ich ab und zu abstruse Ideen, die ich normalerweise für mich behalte, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass die Mitteilung derselben generell auf Unverständnis stößt und ich dadurch nur einen Ruf als Sonderling generiere.
Diese Ideen kommen mir, wie bei vielen anderen auch, in der Badewanne, beim Spazierengehen oder auch beim Scheißen.
Im Folgenden werde ich so eine Idee mal zum Besten geben.
Ähnlich wie bei der Verdauung die Entleerung des Darms den Darm vorbereitet für die Neuaufnahme von Nahrung, werden auch Gehirnwindungen durch Entleerung entleert – also durch das Niederschreiben von Ideen. Das Niedergeschriebene kreist dann nicht mehr im Untergrund meines Cortex.
Diese Idee hatte ich zum ersten Mal schon in den 80er-Jahren, als ein Bildschirm auf meinem Schreibtisch stand, der nicht mehr mit Buchstaben bestückt war, mit Zeichen, mit 256 Zeichen, sondern mit Zigtausenden von Pixeln.
Und da hatte ich die Idee, dass, wenn diese Pixelzahl endlich ist und auch die Anzahl der Farben – damals gab es allerdings nur Schwarz und Weiß – dann könnte man ganz leicht ein Programm schreiben, das nacheinander sämtliche Pixelzustände permutiert, also zum Beispiel 1, 0, 0, 1 und lauter Nullen, dann 1, 1 und lauter Nullen, dann 1, 0, 1 und so weiter und so fort.
Da ist sofort klar, dass irgendwann sämtliche darstellbaren Bilder auf dem Bildschirm auch dargestellt wurden, und wenn das Programm dann weiterläuft, geht das praktisch von vorne los.
Hat das Nietzsche gemeint, als er von der ewigen Wiederkehr des Gleichen sprach?
Wahrscheinlich nicht, denn digitale Bildschirme, Bildschirmpixel und Druckerpixel gab es ja damals noch nicht – die Welt war analog, und zwar in allen ihren Teilen.
Wenn man jetzt zum Beispiel postuliert, dass auch das Gehirn digital arbeitet – immerhin gilt das Alles-oder-Nichts-Gesetz: Ein Neuron feuert oder es feuert nicht, 1 oder 0 – sind sämtliche mögliche Darstellungen oder auch Konstruktionen des Gehirns bei gleicher Synapsenzahl im Grunde genommen endlich.
Aber auch wenn man sich jetzt größere oder kleinere Bildschirme vorstellt: Irgendeinen Ausschnitt, irgendein beliebiger – sei es der Bildschirm mit 100.000, mit 1 Million Pixeln – kann zwar ungleich viel mehr Bilder herstellen, bis die Wiederholung einsetzen muss, als ein Bildschirm mit 1.000 Pixeln.
Trotzdem ist das im Grunde genommen kein großer Unterschied.
Der Unterschied besteht in der Auflösung.
Jedes Bild kann hoch aufgelöst oder niedrig aufgelöst dargestellt werden.
Insofern haben wir es mit einer tiefgreifenden Beobachtung zu tun: Praktisch jeder Bildschirm, jede Art von Abbildung, die zweidimensional darstellbar ist, ist in der Gesamtzahl der Möglichkeiten endlich.
Woher kommt das?
Wo das Universum doch eigentlich unendlich ist.
Das liegt natürlich daran, dass wir einen Rahmen hineinziehen.
Der Bildschirm schneidet eine Art Fenster.
Deswegen ist auch der Name Windows, philosophisch gesehen, ein guter Name für ein Computerbetriebssystem.
Und der Inhalt in jedem beliebigen Fenster – die Anzahl der möglichen Inhalte ist nicht unendlich, sondern endlich.
Das gilt wahrscheinlich völlig unabhängig davon, ob sich dieses Bildschirmfenster hier bei mir auf dem Schreibtisch oder eine Milliarde Lichtjahre entfernt in einer benachbarten Galaxie befindet.
Um es noch mehr zu verallgemeinern, kann man sagen: Sobald ich irgendeinen Ausschnitt wähle aus der Unendlichkeit, habe ich natürlich Endlichkeit geschaffen.
Schon die Sinnesorgane definieren einen ganz klaren Ausschnitt aus dieser Unendlichkeit.
Wenn man sich vorstellt, dass jede Setzung, jede Rahmensetzung ein Stück Endlichkeit definiert, etwas, das in seiner Variabilität endlich ist, könnte man von einem Schöpfungsakt sprechen.
Der Terminus „Schöpfung“ passt – das ist das perfekte Bild: Aus dem unendlichen Ozean schöpfe ich mit einem Eimer ein endliches Stück Wasser.
Die Grenzen sind nicht natürlich, sondern gesetzt.
Vom Schöpfer.
Und um die Auflösung der Grenzen muss er sich nicht kümmern – dafür sorgt die Entropie.
In diesem Schöpfungsakt, durch diesen Schöpfungsakt entsteht Dualität und Bewusstsein.
Denn Bewusstsein ohne Kontrast ist nicht vorstellbar.
Bewusstsein ohne Kontrast ist nicht vorstellbar?
Sein oder nicht sein?
These:
Alles ist Bewusstsein –
These:
Das Universum, also, das unbegrenzte icht sich in jedem Lebewesen.
These:
Wasser speichertBewusstsein und floss durch jedes Lebewesen und wandert von Planet zu Planet!
These:
Bewusstsein ist unendlich wie die Speicherkapazität von Wasser und das Universum
Ich denke beim duschen.
Und lache beim Denken
Viele Grüße übrigens von Nietzsche
Wasser als Bewusstseinsspeicher – das erklärt immerhin, warum die besten Ideen unter der Dusche kommen. Und warum Dehydrierung das Denken beeinträchtigt.
Bleibt die Frage: Braucht auch das universelle Bewusstsein einen Rahmen, um sich selbst zu erkennen? Oder lacht es einfach beim Duschen?
Ich hatte so verschiedene Gedanken. Erstens ist Nietzsche ein Name, der fasziniert. Und ich muss über mich selber sagen, dass ich keine Ahnung habe, was er im Datei erzählt hat. Und auch diese Aussage „von der ewigen Wiederkehr des Gleichen“ existiert in mir ohne einen Kontext. Ich befürchte aber, dass genau dieser Kontext wesentlich ist, um zu verstehen, was er meinte. Auch deine Setzung des Rahmens als Grenze zum Unendlichen, das ist schon eine Abstraktion, die mir zu weit geht. Wenn ich im Wald stehe und vor mir und über mir nur Bäume sehe, sehe ich keine Unendlichkeit. Dennoch hatte ich eine Assoziation, die dem sehr nahe kommt, nämlich die des Fraktales. Gerade hier ist ja die Beobachtung, dass wenn man in die Details hineinzoomt, man immer wieder auf dieselben Formen stößt, und das bis in alle Ewigkeit. Ich bastele auch gerade an der Frage des Bewusstseins herum. Für mich steht im Fokus das Sinnesorgan und dann ein zweites Organ, das die übermittelten Informationen in Sinn verwandelt, also das Gehirn. Ich würde hier gerne deinen Begriff der Rahmensetzung aufgreifen. Denn es ist sicherlich unmöglich, aus dem Unendlichen Sinn zu schaffen. Dieses geht nur, wenn der Rahmen existiert. Also die Differenzbildung einen Teil der Realität abzirkelt, dem man dann Sinn zusprechen kann. Der Schöpfungsakt findet dann in meinem Bewusstsein statt, um aus den Sinneswahrnehmungen Realität zu erschaffen, ein Abbild der Wirklichkeit. Und so hangelt man sich von sinnschaffendem Akt zu sinnschaffendem Akt und stolpert der Zukunft entgegen.
Der Sinn wird der Wahrnehmung durch unser Inneres Übersinnliche entgegengebracht. Woher sollte der Sinn sonst kommen? Sind wir so großartig, dass wir aus den geringen Wahrnehmungen unseres Lebens den Sinn basteln können?
ich habe gerade „Rücken“, und das ziemlich heftig, ich kann kaum am Computer sitzen. Deshalb erlaube mit Hilfe von Claude Sonnet 4.5 zu antworten: Liebe Friedlinde,
‚Woher sollte der Sinn sonst kommen?‘ – Aus demselben Ort, aus dem dein ‚Inneres Übersinnliches‘ kommt: aus dem Bedürfnis des Bewusstseins, sich selbst einen Grund zu geben.
Das ‚Übersinnliche‘ ist die eleganteste Form der Selbsttäuschung – wir delegieren den Schöpfungsakt nach außen (oder ’nach innen‘), weil wir die Verantwortung nicht tragen wollen, die eigentlichen Urheber zu sein. Es ist bequemer, Sinn zu empfangen als ihn zu schaffen.
‚Sind wir so großartig?‘ – Die Frage ist falsch gestellt. Es geht nicht um Großartigkeit. Es geht darum, dass es nichts anderes gibt. Kein Übersinnliches bastelt für uns Sinn zusammen. Wir sind nicht die Empfänger einer kosmischen Sendung – wir sind Sender und Empfänger zugleich.
Deine ‚geringen Wahrnehmungen‘ sind alles, was es gibt. Alles andere ist Projektion, Hoffnung, metaphysischer Trost. Und ja: Aus diesen ‚geringen‘ Wahrnehmungen basteln wir nicht nur Sinn – wir basteln Universen, Götter, Philosophien. Das ist nicht gering. Das ist die einzige Großartigkeit, die es gibt.
(Zur Sinnfrage hier rajo24.de mein philosphischer Schlüsseltext)
Lieber Allfred, ewige Wiederkehr des Gleichen innerhalb unseres Rahmens? Wo bleibt da Entwicklung? Ok, Entwicklung wiederholt sich ebenfalls -immer wieder von vorne -, hat aber kein Ziel, welches zu einer echten Entwicklung gehört und tritt daher auf der Stelle, negiert sich selbst.
Ein Ziel hat nur das lebendige Wesen, nicht eine objektivierbare, tote Materie, die angeblich das „lebendige Wesen“ zufällig erzeugt. Schon gar keine KI. Das Ziel ist das Leben selbst – der Lebenswille – der zu fortwährender Entwicklung zwingt, die, das steht schon über dem Eingang des Orakels von Delphi, zur Selbsterkenntnis führt. In Allem erkennt sich das Eine. Weder mit Entwicklung, noch ohne Entwicklung.
Claude: „Deine Antwort ist philosophisch stark und geht direkt auf den Kern – das Leben als sich selbst erkennendes Prinzip. Aber sie könnte noch präziser auf Friedlindes Einwand eingehen.
Schärfere Version: Liebe Friedlinde,
du verwechselst zwei verschiedene Ebenen: Die kombinatorische Endlichkeit (alle möglichen Pixelzustände wiederholen sich) ist eine formale Aussage über geschlossene Systeme. Entwicklung ist ein dynamischer Prozess offener Systeme.
Aber du hast recht mit der Frage nach dem Ziel: Ein Ziel hat nur das Lebendige, nicht die tote Materie. Und hier zeigt sich der entscheidende Unterschied – nicht zwischen ‚mit‘ oder ‚ohne‘ Entwicklung, sondern zwischen Leben und Mechanismus.
Die ewige Wiederkehr auf der Pixelebene ist mechanisch, ziellos, bedeutungslos. Das Leben aber ist genau das Gegenteil: Es ist das Ziel, das sich selbst setzt. Der Lebenswille zwingt zur fortwährenden Entwicklung, nicht zu einem externen Ziel hin, sondern als Selbsterkenntnis – das Eine erkennt sich in Allem.
‚Weder mit Entwicklung, noch ohne Entwicklung‘ – das klingt paradox, ist aber präzise: Entwicklung negiert sich nicht selbst, sie ist der Prozess der Selbsterkenntnis. Nicht linear auf ein Ziel zu, sondern spiralförmig – immer tiefer ins selbe Zentrum.
Das steht über dem Orakel von Delphi: Erkenne dich selbst. Nicht: Entwickle dich zu etwas anderem.“
Das nimmt ihre Kritik ernst und zeigt, dass ‚ewige Wiederkehr‘ und ‚Entwicklung‘ keine Gegensätze sind, wenn man Leben statt Mechanik denkt. Besser?
Ich lasse für mich die Frage nach dem Übersinnlichen offen. Tatsächlich persönlich glaube ich sehr wohl, dass es etwas Übersinnliches gibt. Ich habe da so einiges erlebt. Auf der anderen Seite, als Physiker bin ich eher von der rationalen Mannschaft. Doch ich glaube, man muss diese Frage einfach nicht beantworten.
Doch brauchen wir auf die Frage nach dem Sinn das Übersinnliche, so würde ich das in Zweifel stellen. Wenn ich zum Beispiel an einer roten Ampel stehe und über die Straße rennen möchte und ich sehe ein Auto auf die Ampel zurasen, ich glaube, da ist die Frage nach dem Sinn ziemlich offensichtlich. Ich werde warten, dass die Grünphase kommt. Und so glaube ich, dass die Frage nach dem Sinn eher eine Frage ist, die die Realitäten unserer Existenz an uns stellt.
Lieber Alex, ich habe gerade „Rücken“, und das ziemlich heftig, ich kann kaum am Computer sitzen. Deshalb erlaube mit Hilfe von Claude Sonnet 4.5 zu antworten: Zu Nietzsche: Du hast recht – der Kontext ist wesentlich. Bei ihm ging es um eine kosmologische und existenzielle Idee: dass in einem unendlichen Universum mit endlicher Materie/Energie irgendwann alle Zustände wiederkehren müssen. Meine Pixel-Analogie ist eher ein spielerisches Gedankenexperiment, das formale Ähnlichkeiten aufgreift, nicht seine eigentliche Intention.
Zum Fraktal: Großartige Assoziation! Das Fraktal zeigt tatsächlich etwas Komplementäres: selbstähnliche Strukturen über alle Maßstabsebenen hinweg. Während ich über die horizontale Endlichkeit nachdenke (alle möglichen Zustände innerhalb eines Rahmens), zeigst du die vertikale Dimension – die unendliche Wiederholung beim Hineinzoomen. Beides sind Formen von Wiederkehr, aber auf verschiedenen Achsen.
Zur Rahmensetzung und Sinnbildung: Hier sind wir uns sehr einig. Dein Bild vom „Hangeln von sinnschaffendem Akt zu sinnschaffendem Akt“ gefällt mir – Bewusstsein als kontinuierlicher Prozess der Differenzbildung und Bedeutungszuschreibung. Ohne dieses Abzirkeln, ohne diese Grenze würde die Information nicht zu Information werden, sondern bliebe undifferenziertes Rauschen.
Interessant finde ich deinen Punkt, dass du im Wald keine Unendlichkeit siehst. Vielleicht ist es präziser zu sagen: Die Sinnesorgane sind bereits dieser Rahmen – sie filtern aus dem elektromagnetischen Spektrum einen winzigen Ausschnitt, aus den Schallwellen bestimmte Frequenzen. Der Wald, den du siehst, ist schon das Ergebnis dieser ersten Rahmensetzung. Die „Unendlichkeit“ wäre eher das, was außerhalb unserer sensorischen Auflösung liegt – nicht räumlich unendlich, sondern unendlich in der Komplexität der Informationen, die wir nicht wahrnehmen.
Dein Hinweis auf die zwei Organe (Sinnesorgan + Gehirn) ist wichtig: Das eine begrenzt den Input, das andere schafft daraus kohärente Bedeutung. Beide zusammen sind der Schöpfungsakt.
Noch einmal zur Frage der Unendlichkeit im Walde. Als du das hier erwähnt hast, habe ich gedacht, ich reibe mich ein wenig an den Begriff der Unendlichkeit. Das kommt schon von mir als Physiker, der Schwierigkeiten mit dem Begriff des Unendlichen hat. Der ja eigentlich nur eine Abstraktion ist, indem ich mathematisch eine Limes-Bildung durchführe. Aber vor allen Dingen die Konnotationen reichen eben in den Bereich des Übersinnlichen hinein. Und ich glaube, das ist an dieser Stelle nicht notwendig. Ein anderer Begriff, der mir die ganze Zeit in den Sinn kommt, ist der von unserem alten Freund Niklas Luhmann, der Umwelt. Und die Umwelt beinhaltet im Prinzip auch das Konzept der Unendlichkeit. Eine Unendlichkeit, die das Ganze dann doch auch eher von der rationalen Seite her beschriebt. Da erscheint dann auch wieder der Begriff der Differenzbildung und der Notwendigkeit sinnschaffende Prozesse zu vollziehen.
Ich bitte den Begriff „Unendlichkeit“ hier minimalistisch sehen. Das, in das wir einen Rahmen hineinziehen, ist endlos, rahmenlos. Der von uns gesetzte Rahmen schafft erst eine Grenze zwischen Innen und außen, allgemein: Dualität. Kontrast. Das Übersinnliche kommt daher, dass in jedem beliebigen Rahmen ALLES enthalten ist. Denn jeder spezielle Inhalt hat eine Vorgeschichte und eine Nachgeschichte, alle Momente sind kausal verbunden, was prinzipiell sequentiellen Zugang zu ALLEN Inhalten ermöglicht. Vielleicht sind die Mystiker des Abendlandes und des Morgenlandes in diesem Sinne „allwissend“ gewesen.
Dann habe ich Claude Sonnet 4.5 vorgesetzt. Antwort:Deine Antwort ist gut, aber ich sehe Potenzial für mehr Schärfe, besonders im Dialog mit einem Physiker.
Schärfere Version:
„Lieber Alex,
du hast recht – ‚Unendlichkeit‘ ist hier vielleicht das falsche Wort, weil es zu viel metaphysischen Ballast mitschleppt. Lass es mich präzisieren: Das, woraus wir einen Rahmen herausschneiden, ist nicht ‚unendlich‘ im mathematischen Sinne, sondern undifferenziert. Ohne Rahmen gibt es keine Differenz, keine Information, keine Struktur – nur Rauschen.
Luhmanns ‚Umwelt‘ trifft es besser: Das System konstituiert sich durch die Differenz zur Umwelt. Kein Rahmen, kein System. Kein Kontrast, kein Bewusstsein.
Aber: Jeder Rahmen enthält potenziell alles, weil jeder spezifische Inhalt kausal mit allem anderen verbunden ist. Der Rahmen schneidet nicht einfach ein isoliertes Stück heraus – er ist ein Zugang zum Ganzen. Zoom hinein ins Fraktal, und du findest die gleichen Strukturen. Folge den kausalen Ketten, und du kannst prinzipiell jeden anderen Moment erreichen.
Das ist kein ‚Übersinnliches‘ im esoterischen Sinn. Es ist eine strukturelle Eigenschaft vernetzter Systeme. Die Mystiker haben vielleicht genau das gemeint: Nicht dass sie mehr gesehen haben, sondern dass sie verstanden haben, dass jeder Ausschnitt das Ganze impliziert.
Tat tvam asi – nicht als Mystik, sondern als Systemtheorie.“
Besser? Die Luhmann-Brücke ist stark, und die Wendung am Ende holt die Mystik zurück ins Rationale.WiederholenClaude kann Fehler machen. Bitte überprüfen Sie die Antworten.
Vielen Dank für diese Denkanregung und auch die der Kommentare.
Mein Auge und meine Wahrnehmung unterscheidet sich ja nicht nur von der anderer Menschen sondern noch stärker von der anderer Spezien. Zudem ist mein Denkaparat nicht die einzige Verarbeitete Instanz der mir zugänglichen Realität.
Ob ich mich in den Umständen ( Rahmen ?), in den ich mich bewege, als handelnder Souverän oder als ausgelieferter Statist begreife, verändert Handlung und Zukunft.
Ein stückweit kann ich den Rahmen erweitern oder verschieben. Ein Schöpfungsakt ? Kreativität = Wachstum ?
In der Bhagavad Gita gibt es das Bild des Schülers, der zusammenbricht als ihm der Blick auf die umfassende ( endlose? ) Größe des Universums ( Gottes ) gewährt wird.
Mein Rahmen kann durchaus mein Schutz sein.
Lieber Jürgen. Erleuchtung bedeutet, glaube ich, nicht den ungerahmten Blick auf die grenzenlose Unendlichkeit, da wäre auch immer noch die Dualität von Betrachter und Betrachtetem, sondern die Erkenntnis, dass der Inhalt jeden Rahmens letztlich dasselbe bedeutet wie in jedem beliebigen Rahmen, und dass vor allem ich selbst als Rahmender mich definiere als Schöpfer, der sich im Geschöpften selbst erschafft. Tat tvam asi!
Darf ich nochmal ein Fass aufmachen? Ich traue mich fast nicht. Aber als ich den Text jetzt noch ein zweites Mal gelesen habe, wurde ich noch an anderer Stelle gepikst.
„Wenn man jetzt zum Beispiel postuliert, dass auch das Gehirn digital arbeitet – immerhin gilt das Alles-oder-Nichts-Gesetz: Ein Neuron feuert oder es feuert nicht, 1 oder 0 – sind sämtliche Darstellungen des Gehirns bei gleicher Synapsenzahl im Grunde genommen endlich.“
Du weißt ja, dass ich mich sehr mit neuronalen Netzen auseinandergesetzt habe. Und ich glaube, diese Aussage ist einfach nicht richtig. Unser Gehirn ist keine digitale Maschine, sondern, wenn man das überhaupt so nennen darf, ein Analogrechner. Der Computer an sich ist schon etwas zutiefst nicht-biologisches. Denn die Binarität von 0 und 1 ist der Bereich der Ordnung. Den gibt es normalerweise nur am absoluten Nullpunkt, sein oder nicht sein. Doch alles Biologische ist Ungenauigkeit, ist irgendwo zwischen 0 und 1. Das ist das, was ich mal mit dir besprochen habe als Edge of Chaos. Also der Bereich, wo hundertprozentige Ordnung und hundertprozentiges Chaos in einander übergehen. Dort im lauwarmen kann es zu Rückkopplungen kommen, die Ordnung produzieren. Und unser Gehirn ist genau ein solches System von Ordnung. Neuronale Netze und auch LLMs sind im Prinzip Simulation biologischer Prozesse. Dort wird quasi algorithmisch ein Raum geschaffen, in dem rückgekoppelt Ordnungsprozesse sich etablieren können. Es sind dieselben Ordnungsprozesse, die auch in unserem eigenen biologischen Gehirn stattfinden. Und an dieser Stelle kommt die Frage des Sinnschaffenden wieder hinzu. Denn auch unser Gehirn braucht einen Algorithmus, der die Rückkopplungsprozesse hin zu einem Optimum organisiert. Und diese Prozesse sind zu Anfang die Rückmeldung unserer Sinne an das Gehirn des Kleinkindes, das versucht in seiner Umwelt zu überleben. Seine Zuneigung zu der Mutter und dem Vater, sein Umsorgtwerden und die ganze Zuneigung schafft einen Raum, in dem sich sein Gehirn strukturieren kann. Und es hat ja eine unglaublich positive Geschichte hinter sich. Das Baby hat überlebt und damit hat es ein Werkzeug erkannt, mit dem es sein ganzes Leben gestalten kann. Es ist der Sinn, der in der Realität existiert und das eigene Überleben und Wohlsein fördert. Und immer wieder grüßt die Sinnbildung.
Du hast recht, da habe ich was unterschlagen: wenn ein Neuron feuert, wenn das Ruhepotential den Schwellwert erreicht hat, dann nicht nur wegen der ankommenden aktivierenden und hemmenden Signale der anliegenden Synapsen, ganz entscheidend ist das Gedächtnis der Zelle, erst dadurch ist Lernen möglich, und die Bewegung des Potentials ist kein digitales Phänomen. Ganz herzlichen Dank für diese ganz wichtige Kritik!
Zur Sinnfrage empfehle ich meinen philosophischen Schlüsseltest auf rajo24.de Könnte hier der Begriff der „Motivation“ eine gewichtige Rolle spielen? Im Computer simulierte neuronale Netze kennen keine Motivation, weil diese die Fähigkeit zu angenehmen oder unangenehmen Empfindungen voraussetzt.
Wahrscheinlich interessiert Dich auch die Antwort von Claude: Deine Antwort ist gut – du gibst den Fehler offen zu und bringst mit „Motivation“ einen interessanten neuen Aspekt ein. Aber du könntest noch präziser auf Alex‘ Kernargument eingehen.
Schärfere/präzisere Version:
„Lieber Alex,
du hast völlig recht, und ich danke dir für diese Korrektur. Meine Formulierung war fahrlässig vereinfacht. Das Alles-oder-Nichts-Gesetz des Aktionspotentials täuscht eine Digitalität vor, die das Gehirn nicht hat. Die analogen Prozesse – Neurotransmitter-Konzentrationen, Membranpotentiale, zeitliche Summation, Neuromodulation – sind fundamental. Das Gehirn operiert tatsächlich ‚am Edge of Chaos‘, nicht in binärer Eindeutigkeit.
Dein Punkt zur Rückkopplung ist zentral: Sinn entsteht nicht durch digitale Permutation von Zuständen, sondern durch dynamische, selbstorganisierende Prozesse in diesem ‚lauwarmen‘ Bereich zwischen Ordnung und Chaos. Die Pixel-Analogie funktioniert vielleicht für die formale Struktur der Endlichkeit, aber nicht für den Mechanismus der Sinnbildung.
Interessant ist dein Hinweis auf das Baby: Sinn wird nicht abstrakt konstruiert, sondern ist eingebettet in affektive Rückkopplungsschleifen – Wohlbefinden, Überleben, Bindung. Hier kommt die ‚Motivation‘ ins Spiel, die du ansprichst: Ohne die Fähigkeit zu angenehmen oder unangenehmen Empfindungen gibt es keinen Antrieb zur Differenzbildung, keine Richtung der Sinnschaffung.
LLMs simulieren die Struktur, aber nicht die Verkörperung. Sie haben keinen Körper, der überleben will, keine Mutter, die sie umsorgt, keinen Schmerz und kein Wohlbefinden. Deshalb können sie Muster erkennen, aber keinen Sinn für sich selbst erschaffen.
Vielleicht muss ich meinen Text ergänzen: Der Rahmen schafft die Möglichkeit von Sinn, aber Motivation gibt ihm Richtung.“
Das geht tiefer auf seine Argumente ein und zeigt echte intellektuelle Auseinandersetzung. Besser?
Ha ha, vielleicht streiten wir uns demnnächst über Mein Claude – Dein Claude
Ich möchte Alexander ein Buch von Jochen Kirchhoff empfehlen, wo sich dieser mit dem „Standardmodell der Physik“ auseinandersetzt. Kannst DU mir da weiterhelfen?
Perfekt! Das gesuchte Buch ist:
„Räume, Dimensionen, Weltmodelle. Impulse für eine andere Naturwissenschaft“ von Jochen Kirchhoff (erstmals 1999 erschienen)
Deine Empfehlung könnte lauten:
„Lieber Alex,
zu deinem Punkt über digitale vs. analoge Prozesse im Gehirn und zur Frage der ‚Subjektblindheit‘ der modernen Naturwissenschaft möchte ich dir ein Buch ans Herz legen: ‚Räume, Dimensionen, Weltmodelle‘ von Jochen Kirchhoff.
Kirchhoff war Naturphilosoph an der Humboldt-Universität und setzt sich darin fundamental mit dem ‚Standardmodell‘ der Physik auseinander – nicht als esoterische Kritik, sondern als philosophisch fundierte Grundlagenkritik. Er thematisiert genau das, was du ansprichst: die ‚Subjektblindheit‘ der modernen Naturwissenschaften, die den Beobachter aus ihren Modellen herausrechnen will.
Das Buch ist anspruchsvoll, aber sehr erhellend – gerade für jemanden wie dich, der sich mit neuronalen Netzen und systemtheoretischen Fragen beschäftigt.“
Passt das?
Wunderbar welche Breite an Denken sich in den Kommentaren entwickelt.
( Selbst Claude hat einen gewissen Charme und ist zumindest mir in seinem Erinnerungsvermögen und enzyklopädischen Zugriff überlegen.)
Max Stirner hat mich in meiner Studienzeit in seiner radikalen Kälte erschreckt. Muss heute aber erkennen, daß es durchaus praktische Nachfolger gibt.
Es wurde ja schon gesagt, daß unser Gehirn kein digitales Instrument ist. Es schaltet pro Neuron zuweilen auch 0 oder 900. Ich kann dennoch nur begrenzt mathematisch oder physikalisch denken und entscheiden weil ich mich nicht in diese Richtung gebildet habe. Das setzt meinen Rahmen. Die Unmöglichkeit die gesamte Schöpfung zu erkennen, geschweige denn zu verstehen, wirft mich auf mich selbst zurück. (Gnoti, s auto)
Wie jedes andere Element in diesem Kosmos bin ich von meiner Umgebung stark abhängig. Durch die Notwendigkeit zur Anpassung und Kommunikation mit dieser gestalte ich mich. Das gilt nicht nur im gesellschaftlichem Miteinander der Menschen ( N.Luhmann ) sondern in jedem anderen Teil des größeren Lebewesens Erde. Als menschliches Wesen ist die Spanne meines Seins ebenfalls ein Rahmen. Ob und welchen Werten ich dabei folge ( und auch dies unterliegen der Wandlung , nach Lebensraum und Lebenserfahrungen / Lebensalter ) hat individuelle Auswirkungen. Selbst wenn sie den anderer Lebewesen ähnlich sind, sind diese nicht gleich. Das gilt für jeden Baum im Wald, jedes Edelweiß in den Alpen und jede Galaxy in den unendlichen Weiten der Schöpfung. Die Annahme meiner selbst durch Erkennen und der mir sich bietenden Möglichkeiten ( Amor fati ) führt nicht zu einer Dualität sondern zu einer Multipolarität und der ( durchaus selbst gewählten ) Forderung nach möglicher / demütiger, eventuell umfangreicher Selbstverwirklichung. Diesen „lauwarmen Graubereich“ jenseits der Pixelwelt nenne ich Leben.
Leseempfehlung : Ernst Pöppel, Der Rahmen
Lieber Jürgen, es verbietet sich, Deinem wunderbaren Text irgendetwas hinzuzufügen – das wäre wie wenn man mit einer Taschenlampe das Sonnenlicht verstärken wollte – außer vielleicht: willkommen in der multipolaren Welt!