Z E I T E N E N D E

Monat: April 2024

Kontakt Angst

Waldspaziergang Diktat 240422 19:46

Ich bin eben an einem Menschen mit schwarzer Hautfarbe vorbeigekommen, der mir ein bisschen im Weg stand und erst im letzten Moment Platz gemacht hat.

Direkt danach ist mir aufgefallen, dass ich nach meiner Sri Lanka und Indien Reise im Januar und Februar jetzt schon wieder hier so angekommen bin, dass die allgemeine Kontaktangst auch mich wieder beeinflußt. Ich habe den Mann ganz anders angeschaut, als ich ihn in Indien angeschaut hätte. Zwar nicht feindselig, aber doch skeptisch und distanziert, ohne mich zu fragen und ohne zu bemerken, wie sich dieser Mensch gerade fühlt.

In diesen Dritte-Welt-Ländern hast du mit allem und jedem immer sofort Kontakt – mit Tieren, Menschen, Bäumen und Vögeln.

Hier gewöhnt man sich daran, dass es sehr viele Menschen gibt, die Kontakt ablehnen.

Aber warum? Woher kommt diese Kontaktangst?

Das ist sehr traurig, denn Kontakt ist doch genau das, worum es im Leben geht, das Verbindende, nicht das Trennende. Kontakt macht uns zu Wesen, zu Lebewesen. Der Wille zum Kontakt, den haben nur Lebewesen, Maschinen haben weder Wille noch Kontakt.

Wie der Name schon sagt, Kontakt, da ist Berührung, Synchronizität, da ist Harmonie, Kommunikation, aber auch Gleichschritt.

Jedes Wesen, jede Organisation, jedes System muss, um mit den anderen Systemen und Subsystemen zu kommunizieren, d.h. Kontakt aufzunehmen, die richtige Wellenlänge einstellen.

Das ist Kontakt, die richtige Wellenlänge.

Kontaktscheu, Kontaktarmut sind im Grunde genommen Krankheitszeichen, dass im Lebensprozess etwas schiefgegangen ist, etwas aufs Abstellgleis geraten ist.

Letztlich werden wir krank und einsam, wenn wir nicht erkennen, dass wir dazu da sind, hallo, (dieses Hallo galt einer Spaziergängerin, die mich gegrüßt hat) einem höheren Takt zu folgen.

Das übergeordnete System schwingt seinen Taktstock und wenn die Untergeordneten nicht freudig in diese Musik einstimmen, zerfällt das System, wird krank und stirbt.

Wenn allerdings der Dirigent Scheiße baut und wegen seiner Unfähigkeit Fehler zuzugeben die Orchestermusiker dafür bestraft, muss er sich nicht wundern, dass die Orchestermusiker nicht freudig Kontakt mit ihm aufnehmen, wenn er zum Taktstock greift. Ist er beratungsresistent und unfähig zur Selbstkritik, liegt die Palast Revolution in der Luft. Ein Fußballtrainer wird dann ausgewechselt, weil die Mannschaft nur noch verliert. Ein Politiker könnte auf die Idee kommen, eine Pandemie auszurufen oder sonst einen sehr bedrohlichen Feind, einen schrecklichen Teufel an die Wand zu malen. Wer dann noch Widerworte gibt, ist des Teufels und kann in die Ecke oder gar an die Wand gestellt werden. Hier sieht man, dass Kontakt Angst nicht nur eine Spielart der Todesangst ist, sondern auch geradewegs in katastrophale, tödliche Szenarien hinein führt.

Die fortschreitende Zombifizierung der deutschen Gesellschaft wird nicht damit enden, dass sich der deutsche Michel aus Angst vor Kontakt und Tod Selbstmord begeht. Der deutsche Michel ist bereits tot, weil er sich selbst im Spiegel nicht mehr erkennt. Man geht nicht mehr in die Wagner Oper, stattdessen schasst man russische Dirigenten und lädt dafür angelsächsische ein. West Side Story. Deutsche Dirigenten sind derweil im Silikon Valley ganz gerne gesehen, wo sie gerade noch Rachmaninow dirigieren dürfen.

All das passt zur derzeitigen Vorkriegsstimmung. Die unterdrückte Lebendigkeit gärt im Untergrund und baut einen immer größeren, psychischen und gesellschaftlichen Druck auf, der durch immer größere schwerere Betondeckel, immer mehr Zensur im Unsichtbaren bleiben soll. Nicht die Tat, sondern der Hass ist neuerdings das Verbrechen. Unsere Top-Sozialpsychologen können ihn allerdings, im lukrativen Auftrag der Milliardäre, umlenken in die gewünschte Richtung, mal wieder Richtung Osten. Die Auftraggeber, die Warlords, Kapitalisten, Oligarchen haben hingegen überhaupt keine Kontaktangst, denn sie haben sich mit unüberwindbaren Mauern umgeben. Denken sie. Aber weder im Mittelalter, noch in der Moderne, und schon gar nicht in der Postmoderne hat es Unüberwindbare Mauern gegeben.

In Indien hab ich den berühmten Roman von George Orwell, 1984, nochmal gelesen. Das System des Großen Bruders baut auf unüberwindliche Mauern in den Köpfen, die deshalb unüberwindlich sind, weil sie von innen nicht gesehen werden können. Wenn ich nie dahin will, wo die Mauer den Weg versperrt, werde ich sie auch nie bemerken. Aber auch der Große Bruder kann des Menschen Wille, seine eigentliche Lebenskraft, nicht vollständig kontrollieren und beherrschen – auch nicht mit der fortgeschrittensten Propaganda. Auch wenn Das Wahrheitsministerium täglich die 3 Wahrheiten

KRIEG IST FRIEDEN

FREIHEIT IST SKLAVEREI

UNWISSENHEIT IST STÃRKE.

in die Köpfe hämmert, irgendwo sprießt das Unkraut durch einen vergessenen Spalt.

Durch solchen Spalt möchte ich jetzt rufen:

Kontaktangst ist Hass.

Kontakt ist Liebe.

Das Leben geht weiter.

Kriegslogik

Wenn wir glauben, auf einen Krieg zuzugehen, bemühen wir uns, so langsam wie möglich böse zu werden, zumindest langsamer als der Feind, in der Hoffnung, dass der Feind das auch tut und der Krieg so vermieden werden kann. Der Beginn des Krieges ist der Moment, in dem wir uns entscheiden, dass er nicht mehr vermieden werden kann. Denn dann hat der, der zuerst eskaliert, der also schneller böser wird, ein höhere Chance zu gewinnen als sein Feind. Das ist fatal. Wenn es außer dem gewinnen müssen und nicht verlieren dürfen keine anderen Szenarien mehr gibt, muss man schneller böse werden als der Feind, um zu gewinnen. Wenn der Feind 1000 meiner Leute getötet hat, ist es nicht damit getan, auch 1000 von seinen Leuten zu töten, das wäre Zahn um Zahn, auch nicht 2000, nein, man muss so viele Feinde töten wie möglich, vielleicht Millionen, um den Feind in eine aussichtslose Lage zu bringen, in der er kapitulieren muss. Der 6-Tage Krieg begann damit, dass Israel auf einen Schlag die ägyptische Luftwaffe am Boden zerstört hat. Eigentlich ist noch jede Macht, die einen Krieg begann, mit einem Überraschungsschlag gestartet, gerne auch als False-Flag-Aktion. Beispiele: Hitlers Polen- und Frankreich-Feldzug, Tonkin, Pearl Harbour, die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Und die Gründe für das Ende eines Krieges sind sicher genauso interessant wie die Gründe für den Beginn. Der 2. Weltkrieg endete mit den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Als Pennäler las ich den Bericht eines Arztes, der 3 Tage danach bis zum Krater vordrang. Vollkommen schockiert beschimpfte ich meinen Vater, den schwulen SS-Mann: „diese Wunderwaffe hätte euch also retten sollen?“ Sehr cool antwortete er, durch das sofortige Kriegsende wären schätzungsweise 3 Millionen Menschen verschont worden. Da verstand ich, was Kriegslogik bedeutet.

Der Unmensch 

Manche alte Freunde haben mir die die Freundschaft gekündigt im Frühling 2020, ich hätte mich als Neinsager, Coronaverharmloser, Querdenker, kurz, als Unmensch entpuppt.

Okay, da bin ich in guter Gesellschaft: der unerschrockenen, der unbestechlichen, der unbeugsamen, der ungläubigen, der unparteiischen, unpassenden, unglaublichen ungeimpften Unmenschen!

Brennholz

Entwurf Rede-Manusskript für einen Montagsspaziergang.

Hallo, Liebe Leute, Ja, auch Sie da hinten, Ihnen scheint’s ja gut zu gehen, das freut mich, das ist schön, sehr schön, besonders, wenn man bedenkt, dass bis vor kurzem noch, in den Corona Jahren, es den meisten von Ihnen gar nicht so gut ging, Sie denken, was will der von uns, der alte Mann, muss uns der ausgerechnet jetzt stören, bei unserem gemütlichen Beisammensein, wo wir einmal das Leben genießen wollen, da muss der uns von der Seite anquatschen, das wird doch hoffentlich keiner dieser Schwurbler sein, so ein Coronaverharmloser, so ein Verschwörungserzähler, der vielleicht gleich von der jüdischen Weltverschwörung faselt, von den Rothschilds und anderen Milliardären, die uns ausrotten wollen? Quasi ein Nazi?

Nein, ich möchte Sie nur daran erinnern, dass Sie noch vor kurzem vor Angst geschlottert haben, nicht gewagt habt zu atmen, wenn andere Menschen in der Nähe waren, weil ein tödlicher Virus umgeht, dem wahrscheinlich keiner entgeht, und dann erstickt man bäuchlings auf der Intensivstation? Mein Onkel ist 1998 an Lungenentzündung gestorben, mit 87, die Erstickungsphase war kurz und wurde mit gnädigen Rauschdrogen abgemildert. Bei Corona sprach man von 4-wöchigem langsamen Ersticken, der blanke Horror!

Und jetzt sitzen Sie da und lassen es sich gut gehen. Sie haben es überstanden, bravo! Dank der Massnahmen, dank der Impfung. Alles gut, Sie müssen nichts lernen, im großen und ganzen wurde alles richtig gemacht, wir vergessen den Mist, haken das ab und machen da weiter wo wir Anfang 20 aufgehört haben.

Das können Sie sich wahrlich abschminken! Selbst die Politiker, die Entscheider, die Herrscherkaste, die Bonzen, die Machteliten haben immer betont, dass es kein Zurück geben wird, vom New Normal zum Old normal. Klaus Schwab, der Gründer und Mentor des famosen Davoser World Economic Forum, hat von einer wunderbaren Gelegenheit gesprochen, einem einmaligen Zeitfenster, das es umgehend zu nutzen gilt, um grundlegende Veränderungen der Gesellschaften, und zwar weltweit zu realisieren, an die man ohne Corona nicht einmal denken konnte. Der Schuss ist gefallen, die Herde galoppiert, jetzt gilt es sie zu lenken. Die fähigsten Köpfe der Machteliten sind herausgefordert, diese Chance nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Denn damals, während der Finanzkrise 2008, waren sie in heller Panik erstarrt, sie kamen nicht an ihre Millionen und schon gar nicht an ihre Milliarden, die Macht, die Ihnen ihr Geld verliehen hatte, war plötzlich dahin, das Finanzsystem klinisch tot, die Ratten verließen das sinkende Schiff. – Da kam der brave Steuerzahler, der Kleine Mann, und rettete die Hochfinanz.

Und schon saßen sie wieder da und ließen es sich gut gehen, sie hatten es überstanden, Steuerzahler, Bravo! Aber die fähigsten Eliten-Köpfe, und natürlich auch die Großkapitalisten und Großspekulanten, wussten, das das nur einmal funktioniert. Ein weiteres Mal würde die krass gemolkene Kuh nicht überleben.

Und was tun Großkapitalisten und Großspekulanten in so einem Fall? Wenn die Felle wegzuschwimmen drohen? Die ganz große Gefahr wird beschworen. Die Pandemie. Ein übermächtiger Feind. Und schlimmer geht immer: Der große Krieg.

Und wenn die Leute sagen, wir machen da nicht mit, keiner geht hin, dann kann man, bevor die Felle wegschwimmen, noch alle möglichen Schrauben anziehen: 

Baerbock sagte ganz offiziell, als Deutschlands Aussenministerin, sie wolle Russland ruinieren. Mit dieser verdrucksten Kriegserklärung hat sie mal eben UNO und OSZE in die Tonne gekloppt. Sie glaubt offenbar, Deutschland könne Russland ruinieren, ohne selbst Schaden zu nehmen. Oder nimmt sie das in Kauf? Wer zahlt den Preis?

Ein gewisser Kiesewetter, der CDU Anwärter auf den Posten des Kriegsministers, sagte, wir müssen den Krieg nach Russland tragen. Genauso gut hätte er sagen können, wir müssen den Krieg nach Deutschland tragen.

Haben diese Herrschaften völlig vergessen, was Krieg ist? Diese schlimmste und zerstörerischste Geisteskrankheit, die menschliche Gehirne befallen kann? Und extrem ansteckend! Spätestens wenn Sie zerfetzte Angehörige in den Händen halten, sind Sie angesteckt!

Dieser Hass-Reflex des Freund/Feind-Denkens war in der Vorzeit, darwinistisch betrachtet, sicher von Vorteil bei der Entwicklung des Menschengeschlechtes zur absolut dominanten Art auf dieser Erde. Die kriegerischen Stämme, die das Freund/Feind-Denken kultiviert haben, denen die Feindseligkeit die höchste Seligkeit war, haben die friedfertigen an den Rand gedrängt und ausgerottet. Wir seien die Nachfahren von Siegern, sagt man. Ich dachte bis vor kurzem, das 20ste Jahrhundert und insbesondere die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki hätten allen klar gemacht, dass diese ultimative Barbarei auf keinen Fall mehr zugelassen werden darf. Aber die Krieger, die vom Kriegsvirus Befallenen haben sich noch nie darum geschert, ob irgendwelche Liebhaber des Friedens ihre massenmörderischen Aktivitäten zulassen wollen oder nicht. Sobald es Tote gibt, muss man siegen, denn der Sieger schreibt die Geschichte, die Verlierer gelten später als Mörder bzw. als Massenmörder, die Gewinner sehn sich als Helden, die den Massenmördern Einhalt geboten haben, selbst dann, wenn sie 10 mal soviel Menschen ins Jenseits geschickt haben. Die Russen hatten im 2. Weltkrieg mehr als 20 Millionen Tote zu beklagen, die in ihrem eigenen Land umgekommen sind. Sie wären der wahre Sieger des 2. Weltkriegs, haben sich aber mit der Geschichtsschreibung in Anführungszeichen offenbar nicht so viel Mühe gegeben. Statt dessen sind sie einfach aus Ostdeutschland abgezogen und haben naiverweise geglaubt, dass es bei dieser einmaligen  Ost-Erweiterung des Washingtoner Imperiums bliebe. Man hat vertraut und auf vertrauensbildende Maßnahmen gebaut. Wie man es in den OSZE Verträgen versprochen hat.

Wer ein bischen gelernt hat, eine Sache von verschiedenen Seite zu betrachten, sich in verschiedene, auch gegensätzliche Standpunkte hineinzudenken, kurz, dialektisch zu denken, der kann doch glasklar nachvollziehen, dass sich die Russen, spätestens ab 2007, völlig verarscht vorkommen mussten. Da hat Putin zum ersten mal auf der Münchner Sicherheitskonferenz Klartext gesprochen. Der Sündenfall, der das internationale Vertrauen in den sogenannten Westen am gründlichsten zerstört hat, war die Bombardierung von Serbien 99 ohne Uno Mandat. Saddam, Gaddhafi, Assad war nur Vorgeplänkel, wo der Westen wenigstens versucht hat, ein UN Mandat zu bekommen. Putin bezieht sich immer wieder auf diesen Präzedenzfall. Auf den 2. Golfkrieg bezieht er sich nicht, auch wenn das UN Mandat nur durch die dreiste Lüge von Powell zustande kam. Wenn die einzige Weltmacht es sich herausnimmt, jederzeit nach Gusto ihre Interessen notfalls auch mit kriegerischen Mitteln durchzusetzen, muss man sich nicht wundern, wenn die für friedliches Zusammenleben unabdingbaren Vorraussetzungen, also Gespräch, Verhandlungen, Ausgleich, Respekt, Wahrheit immer mehr den Bach runtergehen.

Wenn alle in den Bach springen, springst auch Du hinein!

Wenn alle den Bach runtergehen, gehst auch Du den Bach runter!

Die Lüge ist übrigens das mildeste der kriegerischen Mittel. Der Belogene wird nicht nur gedemütigt, sondern auch sein existenziell wichtiger Realitätsbezug wird torpediert, ohne den keine psychische Gesundheit möglich ist. Lügen machen krank! Waffen liefern in einen Krieg ist so, als wolle man in einem Scheidungsprozess, in dem hemmungslos gelogen wird, mit noch besseren Lügen eine Beruhigung der Gemüter bewirken, indem man genau die Seite munitioniert, die man sympathischer findet oder von der man später zum Dank Gegenleistung erwarten darf. 

Nein. Die Gerichtsbarkeit, der Rechtsstaat ist die zivilisatorische Errungenschaft, die seit jeher das friedliche Zusammenleben der Menschen garantiert. 

Solange die Richter unparteiisch sind. 

Solange das Justizsystem wirksame Mechanismen gegen Korruption eingebaut hat. 

Solange jeder Angeklagte nach den gleichen, nachvollziehbaren Massstäben gemessen wird. 

Kurz, solange das Vertrauen  der Gesellschaft in die Justiz gerechtfertigt ist. 

Wenn Bürger eines demokratischen Rechtsstaats daran gehindert werden, das zu überprüfen, sie nicht einmal mehr den Verdacht auf Vorteilsnahme oder Kriminalität oder Bestechlichkeit äußern können, ohne als Verschwörungserzähler diffamiert zu werden, und wenn die Mehrzahl der Mitbürger da mitgeht, dann ist Schluss mit „gleichem Recht für alle“, dann heißt es wieder, wer siegt, hat Recht. Und der Zweck heiligt die Mittel. Das sind die Glaubenssätze der wahren Faschisten. Das sind die Glaubenssätze der Warlords!

Das Freund-Feind-Denken artet, ehe man sich’s versieht, in Paranoia aus mit Gewaltphantasien und Gräuelgeschichten. Merke: zuerst kommen die Gräuelgeschichten, dann erst die Gräuel. In dieser Reihenfolge. Die Paranoia heizt sich dadurch selbst an und ist deshalb eine selbst erfüllende Prophezeiung. 

Nicht nur selbst erfüllend, sondern auch selbst verstärkend. Krieg ist eine hoch ansteckende Geisteskrankheit, die sich durch Schaden zufügen überträgt. Symptome: Hass, Mordlust, Sendungsbewusstsein, Größenwahn. Wir glauben und verkünden, der Feind, diese Inkarnation des Bösen, verstünde nur noch die Sprache der Gewalt, und lassen die Waffen sprechen, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Dieses „Signal“ soll ihn abschrecken, soll ihm klarmachen, des der Preis zu hoch ist, sich unserem Willen weiterhin zu widersetzen, bringt aber den Feind nur dazu, unsere Grausamkeit noch übertreffen zu wollen. Weil er eben genauso tickt. Je mehr die allgemeine Grausamkeit zunimmt, desto mehr sehen wir uns wahnhaft als Gesandte Gottes, beauftragt, das Böse, in Gestalt des Feindes, ein für alle mal auszurotten. Wir werden unfähig, zu erkennen, dass der Feind genauso tickt, weil wir uns strikt weigern, auch nur für eine Sekunde das Streitobjekt, den Zankapfel, aus der Perspektive des Feindes zu sehen. Und sobald es Tote gibt, dürfen sie nicht umsonst gestorben sein.

Und so brennt das Feuer des Krieges, bis kein Brennholz mehr da ist. Verheizt – werden Menschen! Menschen werden verheizt!

Möge dieser Kelch dieses Mal an uns vorübergehn.