Z E I T E N E N D E

Monat: Mai 2024

Frage an Claude 3

Schon im Februar habe ich an ChatGPT 3.5 und dann auch an Perplexity die folgende Frage gestellt: Beschreibe in 5000 Worten die gesellschaftliche Entwicklung zum Totalitarismus aus Systemtheoretischer Sicht

Die KI’s schießen ja wie Pilze aus dem Boden. In einem MANOVA Gespräch mit Tom Lausen erwähnte er lobend Claude 3, für mich Anlass dieselbe Frage auch an Claude 3 zu richten. Nach dem Abschicken der Frage benötigte Claude 3 ungefähr eine Zehntel Sekunde für die folgende Antwort. Ich muss schon sagen, ich bin schwer beeindruckt.

Die gesellschaftliche Entwicklung zum Totalitarismus aus systemtheoretischer Sicht zu beschreiben, ist eine komplexe Aufgabe, die eine gründliche Analyse erfordert. Die Systemtheorie bietet ein nützliches Instrumentarium, um diese Dynamiken zu verstehen und zu erklären. Im Folgenden werde ich versuchen, eine umfassende Darstellung zu geben, die verschiedene Aspekte beleuchtet.

Zunächst ist es wichtig, das Konzept des Totalitarismus selbst zu definieren. Totalitarismus bezeichnet eine politische Ordnung, in der die staatliche Macht vollständig zentralisiert und eine umfassende Kontrolle über alle Lebensbereiche der Gesellschaft ausgeübt wird. Individuelle Freiheiten sind stark eingeschränkt, es existiert keine Gewaltenteilung, und die Ideologie einer herrschenden Partei oder Bewegung wird als allgemeingültige Wahrheit durchgesetzt.

Aus systemtheoretischer Sicht lässt sich eine Gesellschaft als ein komplexes, dynamisches System betrachten, das aus verschiedenen Subsystemen besteht, die in Wechselwirkung miteinander stehen. Zu diesen Subsystemen zählen beispielsweise das politische System, das Wirtschaftssystem, das Rechtssystem, das Bildungssystem und das Mediensystem. Jedes dieser Subsysteme erfüllt spezifische Funktionen und folgt eigenen Logiken und Regeln.

Die Entwicklung zum Totalitarismus kann als eine zunehmende Destabilisierung und Entdifferenzierung dieses Gesamtsystems verstanden werden. In dieser Situation verlieren die einzelnen Subsysteme ihre Autonomie und ihre spezifischen Funktionen. Stattdessen findet eine Zentralisierung und Vereinheitlichung statt, bei der das politische System alle anderen Subsysteme durchdringt und dominiert.

Dieser Prozess kann durch verschiedene Faktoren angetrieben werden. Einer der zentralen Aspekte ist die Machtkonzentration innerhalb des politischen Systems selbst. Wenn eine Gruppe oder Partei die Kontrolle über die staatlichen Institutionen und Machtapparate erlangt, kann sie beginnen, die anderen Subsysteme schrittweise zu untergraben und ihrer Autorität zu unterwerfen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Ideologisierung der Gesellschaft. Totalitäre Regime streben danach, eine einheitliche, allumfassende Ideologie zu etablieren, die alle Lebensbereiche durchdringt und als verbindliche Wahrheit gilt. Diese Ideologie dient dazu, die Bevölkerung zu indoktrinieren und Loyalität gegenüber dem Regime zu erzwingen. Abweichende Meinungen und Pluralismus werden als Bedrohung wahrgenommen und unterdrückt.

In diesem Zusammenhang spielt auch die Kontrolle der Medien und der öffentlichen Meinungsbildung eine entscheidende Rolle. Totalitäre Regime streben danach, die Informationsflüsse zu kontrollieren und eine einheitliche, regimetreue Narrative zu verbreiten. Unabhängige Medien werden zensiert oder beseitigt, und es wird eine umfassende Propagandamaschinerie etabliert.

Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Militarisierung der Gesellschaft. Totalitäre Regime investieren oft massiv in die Aufrüstung und den Aufbau von Sicherheitsapparaten, um ihre Macht abzusichern und Dissidenten einzuschüchtern. Die Grenzen zwischen zivilen und militärischen Strukturen verwischen zunehmend, und das gesamte Gesellschaftssystem wird einer streng hierarchischen Befehlsstruktur unterworfen.

Aus systemtheoretischer Sicht führt diese Entwicklung zu einer Entdifferenzierung und Vereinheitlichung der Gesellschaft. Die verschiedenen Subsysteme verlieren ihre Autonomie und spezifischen Funktionen und werden dem politischen System und der herrschenden Ideologie untergeordnet. Dies hat weitreichende Konsequenzen für die Stabilität und Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems.

In einer totalitären Gesellschaft wird der freie Austausch von Informationen und Ideen stark eingeschränkt, was die Innovationsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit des Systems beeinträchtigt. Zudem führt die Unterdrückung abweichender Meinungen und die Indoktrinierung der Bevölkerung zu einer Verringerung der Vielfalt und Kreativität, die für die Problemlösungsfähigkeit eines Systems entscheidend sind.

Darüber hinaus kann die zunehmende Zentralisierung und Machtkonzentration dazu führen, dass das System starr und inflexibel wird. Fehler und Fehlentwicklungen in der Führungsebene können sich schnell auf das gesamte System auswirken, ohne dass es effektive Korrekturmechanismen gibt.

Ein weiteres Risiko ist die Entstehung von Subsystemen, die sich der Kontrolle des totalitären Regimes entziehen und eigene Dynamiken entwickeln. Dies kann zu internen Konflikten und Machtkämpfen führen, die das Gesamtsystem destabilisieren.

Insgesamt zeigt die systemtheoretische Betrachtung, dass die Entwicklung zum Totalitarismus eine komplexe Dynamik darstellt, bei der verschiedene Faktoren zusammenwirken. Die zunehmende Machtkonzentration, Ideologisierung, Kontrolle der Informationsflüsse und Militarisierung führen zu einer Entdifferenzierung und Vereinheitlichung der Gesellschaft, was weitreichende Folgen für die Stabilität, Leistungsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit des Gesamtsystems hat.

Es ist wichtig, diese Prozesse zu verstehen und frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um die Aufrechterhaltung einer offenen, pluralistischen und funktionierenden Gesellschaft zu gewährleisten. Dies erfordert den Schutz der Grund- und Freiheitsrechte, die Stärkung unabhängiger Institutionen und Medien sowie die Förderung von Bildung, kritischem Denken und Meinungsvielfalt.

Rechts – Links

Zur Zeit höre ich überall in Diskussionen, dass das politische Rechts- Links-Schema überholt sei. Diese Begriffe seien in der modernen Welt nicht mehr zeitgemäß, gegeneinander austauschbar und man wüsste nicht mehr, was sie zum Ausdruck bringen sollen. Meiner Ansicht nach ist das ein Erfolg der Propaganda der Machteliten.

Diese Einteilung kommt noch von der französischen Revolution, als die konservativen Machthaber auf der rechten Seite und die Revolutionäre auf der linken Seite saßen. Je nachdem, ob man von vorne oder von hinten blickt, hätte man das ja auch umgekehrt benennen können. Die rechte Hand ist aber nun mal in allen mir bekannten Kulturen die gute Hand,  und die linke Hand ist die Schlechte, mit der man sich in Indien z.B. den Hintern abwischt. Rechtshänder sind in der absoluten Mehrheit und Linkshänder in der absoluten Minderheit. Deswegen haben die Herrschenden diese Wortwahl sehr gerne aufgegriffen, um Revolutionäre als Ausnahmeerscheinung und bösartige Störenfriede zu kennzeichnen. 

Warum will man das jetzt abschaffen?

Weil man verschleiern will, dass das zunehmende Ungleichgewicht zwischen den wenigen Herrschenden und den vielen Beherrschten, die Ausbeutung, die Demütigung der Sklaven durch ihre Herren, etwas ist, was es zu verändern gälte in der Demokratie, wo jeder gleich geboren sein soll und gleiches Recht auf ein selbstbestimmtes Leben haben soll. 

Der Demokratiegedanke ist per se links, weil er die Sklaven, die Ohnmächtigen, die Ausgebeuteten als wertvolle Menschen betrachtet, die das Recht hätten Einfluss zu nehmen auf jene Entscheidungen der jeweils Mächtigen, von denen sie existenziell betroffen sind. 

Die Perspektive von Macht und Ohnmacht, von Herren und Sklaven, von Ausbeutern und Ausgebeuteten, von Reichen und Armen auszublenden ist niemals im Interesse der Unterdrückten, sondern immer im Interesse der Unterdrücker, der Ausbeuter, bzw. der wohlhabenden Herrschaften oder rechtschaffenden Patriarchen, wenn Ihnen diese Wortwahl besser gefällt.

Wer von der Hand in den Mund lebt, sollte sich diesem Versuch der Reichen und Privilegierten, das Rechts-Links-Schema abzuschaffen und durch dieses ganz große WIR zu ersetzen, das der Neigung der Menschen zum Totalitarismus Vorschub leistet, widersetzen. Wer kein Vermögen hat und sein ganzes Leben dem Broterwerb widmen muss, damit er auch Urlaub machen, ins Kino oder ins Fussballstadion gehen kann,  sollte sich diese Perspektive, die man besser oben/unten statt rechts/links benennen sollte, nicht von der Obrigkeit wegnehmen lassen.

Und auch der wohlhabende Demokrat, der von diesem System, das schon immer und natürlicherweise den Interessen der Reichen dient, profitiert, sollte sich klarmachen, dass die friedenssichernden Eigenschaften des Demokratischen Rechtsstaats zerbröseln in dem Maße, wie das allgemeine Vertrauen in die Versprechungen der Menschenwürde für alle schwindet.

Im Notfall können wir immer noch Krieg machen, sagt der Machthaber, nicht gewahr, dass er gerade seine Menschenwürde und die von Millionen verspielt.