Z E I T E N E N D E

Autor: Allfred (Seite 6 von 8)

Alfred Peter Herrmann, Jahrgang 1948, studierte Psychologie, Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Universität Mannheim und leitete dort acht Jahre lang die DV-Sektion des Sonderforschungsbereichs 24 der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Nach Stationen als Systemadministrator und in der Entwicklung von Musiksoftware-war er bei Postbank Systems als Senior-Testengineer und Systemintegrator tätig. Seit 1987 arbeitet er als selbstständiger IT-Consultant und engagiert sich unter anderem ehrenamtlich für das Tibethaus Deutschland. Auf seinem Blog zeitenwende.work reflektiert er über gesellschaftliche und politische Entwicklungen.

Brief an einen Unbekannten

Nach „dem All gefällt der freie Fall“ (rajo24.de) kann ich eigentlich nichts besseres mehr schreiben, ich sehe nicht, wie ich das noch toppen soll. Schriftstellern ist wie Briefe schreiben an Unbekannte, die ich mir aber vorstelle wie gelungene Ausgaben meiner selbst. Ich gehe davon aus, dass sie ähnlich sprachsozialisiert sind, überhaupt dass sie im Wesentlichen die gleichen Erfahrungen gemacht haben im Leben wie ich selbst und jetzt diskutieren wir über die angemessene Verarbeitung derselben.

Aufklärung: den Lämmern sagen, dass sie geschlachtet werden

Wie funktionieren Herrschaftssysteme? Warum protestieren die Beherrschten so selten? Eine düstere Allegorie:

Wenn der Hirte oder ein Lamm den anderen Lämmern sagt, dass sie geschlachtet werden, dass das sogar ihr Lebenszweck ist, zerfällt die Herde in zwei Teile, für die einen sind das Verschwörungstheorien, die anderen regen sich furchtbar auf, wodurch nach dem Schlachten ihr Fleisch nicht mehr gut schmeckt. Diese vorwitzigen Lämmer werden zuerst geschlachtet, bevor das Fleisch so richtig schlecht schmeckt. Falls es der Hirte war, der aufgeklärt hat, wird er entlassen. Der Herdenbesitzer hat kein Problem, einen neuen Hirten zu finden, der sein Handwerk versteht.

Herdenbesitzer: ganz recht, ohne mich gäbe es die Lämmer gar nicht. Ich bin daher quasi ihr Schöpfer, ihr Gott. Fragte man sie, ob sie, aufgeklärt über Ihre Opferrolle, lieber auf die Existenz verzichten würden, gäben sie selbstverständlich ein unmissverständliches NEIN zur Antwort. Und dass sie durch ihren Opfertod mir, dem Schöpfer, eine kaum zu toppende Gaumenfreude bereiten, gibt ihrem kurzen, aber schönen und gemütlichen Leben einen kaum zu toppenden Sinn! Sie sollten dankbar sein und sich glücklich schätzen, dass sie bis zum Tod, und insbesondere auch durch ihren Tod, ein derart sinnvolles Dasein fristen konnten.

Böse, Böser, Querdenker

Als Sohn eines schwulen Nazis, SS Manns, Leistungssportlers und Holocaust-Leugners, war ich schon als Kind in den fünfziger Jahren ein Querdenker, das hat mich gerettet, sonst wäre ich heute tot oder ein opportunistischer Chauvinist.

Bin ich ein Querdenker, wenn ich das Grundgesetz hochhalte? Was ist ein Querdenker? Wird er durch Zuschreibungen zum Querdenker? Vor Corona hatte das Wort noch einen positiven Klang, sogar im bayerischen Rundfunk gab es Querdenker (die Sendung hieß „quer“). Beim allgegenwärtigen Mobbing, wenn eine Mehrheit eine Minderheit mobbt, bin ich heute instinktiv auf der Seite der Minderheit, auf der Seite der Schwächeren, das war in jungen Jahren gerade umgekehrt, da wollte ich auf keinen Fall zu den Gemobbten gehören sondern im Strom der Mobbenden nach oben schwimmen. Ich bin heute nicht bereit, mich an einem Mobbing zum Beispiel der Impf-Verweigerer zu beteiligen. Immerhin nehmen sie ein Grundrecht wahr.

Der Ur-Reflex: Warum wir Feinde brauchen

Wir sollten niemals unterschätzen, wie tief – und beinahe unüberwindbar – dieser duale Reflex in uns eingepflanzt wurde: Feindseligkeit gegen die „Anderen“Kameradschaft mit den „Eigenen“. Millionen Jahre lang kämpften wir als Mitglieder von Horden und Sippen ums Überleben.

Den Feind zu markieren, die eigene Deutung durchzusetzen, war der Schlüssel zum Erfolg – ein Sieg, der physisch bestätigt werden musste. Erst dann sind wir „bei Gott“, und die Besiegten sind „beim Teufel“.

Blut oder Boden

Ein Gedicht über Verwurzelung und Vernichtung. Über das, was uns trägt – und was wir zerstören, bis nichts mehr bleibt.

 

Wir bleiben am Boden

Blut ist im Schuh


die Putten picken nach Noten


da hat die Galeere Ruh


Wir bleiben am Boden


um ihn zu roden


er wird langsam knapp

ins Dunkel ich tapp



Glut ist im Hoden


versackt ist das Pack

verkackt ist der Boden


verkrustet die Schlack



In Grund und Boden


Fick ich dich durch


die toten Hoden


ackern die Furch


Zuerst hier erschienen, im Corona Jahre Null.

Interpretation: „Blut oder Boden“

Dieses experimentelle Gedicht dekonstruiert die nationalsozialistische Parole „Blut und Boden“ durch drastische Körperlichkeit und bewusste Perversion ihrer Ideologie.

Struktur und Sprache

Die vierzeilige Strophenform wirkt zunächst traditionell, wird jedoch durch konsequente Kleinschreibung und vulgäre Diktion subvertiert. Der Titel setzt „oder“ statt „und“ – eine fundamentale Absage an die NS-Propaganda, die beide Elemente als untrennbare Einheit postulierte.

Semantische Ebenen

Strophe 1 etabliert eine Atmosphäre der Deformation und des Grauens. „Wir bleiben am Boden“ entlehnt seine Bildlichkeit der Luftfahrt – das Flugzeug, das nicht starten darf, das Startverbot, die erzwungene Immobilität. Dieses Grounding wird zur Metapher für eine Gesellschaft ohne Bewegungsfreiheit, ohne Möglichkeit des Aufstiegs oder der Flucht. Zugleich schwingt die perverse Ironie mit, dass die Blut-und-Boden-Ideologie ja gerade das Verhaftetsein, das Nicht-Wegkommen-Können zur Tugend erklärt. Was als äußerer Zwang erscheint, wird zur verinnerlichten Doktrin. „Blut ist im Schuh“ evoziert das Märchen von Aschenputtel, in dem sich die Stiefschwestern die Zehen abhacken, um in den goldenen Schuh zu passen – ein Bild gewaltsamer Anpassung an vorgegebene Formen. Diese Referenz setzt sich in den „Putten“ fort, jenen barocken Engelskindern, die hier jedoch zu Todesboten werden. Sie „picken nach Noten“ – eine beunruhigende Chiffre für Totalitarismus und blinden Gehorsam. Die Musik, eigentlich Medium der Freiheit, wird zum Diktat, zum Primat der Vorschrift über das Leben. In diesem System der absoluten Kontrolle „hat die Galeere Ruh“ – das Sklavenschiff, Symbol für eine durch Macht und Ohnmacht strukturierte Gesellschaft, kann rasten, weil der Terror bereits so verinnerlicht ist, dass keine Peitsche mehr nötig scheint. Die Ruhe ist trügerisch, sie bedeutet nicht Frieden, sondern die Stille perfektionierter Unterwerfung.

Strophe 2 wechselt von der Kritik totalitärer Strukturen zur ökologischen und existenziellen Katastrophe. „Wir bleiben am Boden / um ihn zu roden“ offenbart die Paradoxie jeder Blut-und-Boden-Ideologie: Die angebliche Verbundenheit mit der Scholle mündet in deren Zerstörung. Die Bindung ist keine liebevolle, sondern eine ausbeuterische. Der Boden als Ressource „wird langsam knapp“ – eine Warnung vor der Erschöpfung, die jeder expansiven, auf Landnahme basierenden Politik innewohnt. Das lyrische Ich tappt „ins Dunkel“, eine Metapher für den Verlust der Orientierung in einer Welt, die ihre eigenen Lebensgrundlagen vernichtet. Dieses Tappen kann auch als Verblendung gelesen werden, als Unfähigkeit oder Unwillen, die Konsequenzen des eigenen Handelns zu erkennen.

Strophe 3 steigert die Drastik ins scheinbar Unerträgliche und zeigt den vollständigen Verfall. „Glut ist im Hoden“ ersetzt das „Blut im Schuh“ der ersten Strophe durch sexualisierte, aber zerstörerische Energie. Die Glut brennt nicht schöpferisch, sondern verzehrend – eine pervertierte Vitalität. „Versackt ist das Pack“ spielt mit der Doppeldeutigkeit des Wortes: Sowohl die Täter als auch die Opfer sind versunken, abgesackt, gescheitert. Die soziale Hierarchie löst sich auf in einem gemeinsamen Untergang. „Verkackt ist der Boden“ – die Vulgärsprache wird hier zum notwendigen Ausdruck für die totale Kontamination. Der sakralisierte Boden der Ideologie ist buchstäblich zur Scheiße geworden. „Verkrustet die Schlack“ fügt das Bild industrieller Abfallprodukte hinzu: Die Schlacke, Überrest der Verhüttung, steht für die Reste einer ausgeplünderten, verbrannten Erde. Die Verkrustung signalisiert Erstarrung – nichts kann hier mehr wachsen oder sich wandeln.

Strophe 4 vollzieht die radikalste Transgression und führt die Gewalt des gesamten Gedichts zu ihrem expliziten Höhepunkt. „In Grund und Boden / Fick ich dich durch“ pervertiert die Redewendung „in Grund und Boden verdammen/schlagen“ ins Obszöne. Die Gewalt wird sexualisiert, der Boden zum vergewaltigten Körper. Dies ist kein erotischer Akt, sondern pure Destruktion. Die „toten Hoden“ der letzten beiden Verse sind das finale Bild der Unfruchtbarkeit: Was hier „ackert“, kann nicht mehr zeugen. Die Furche, traditionell Symbol für die empfangende, fruchtbare Erde, wird von Impotenz bearbeitet. Dies ist die ultimative Ironie gegenüber der NS-Ideologie, die Fruchtbarkeit, Fortpflanzung und „gesundes Blut“ fetischisierte. Das Gedicht zeigt: Am Ende dieser Ideologie steht nicht Leben, sondern nekrophile Sterilität. Das Ackern der toten Hoden ist sinnlose Bewegung, mechanisches Weitermachen ohne Zweck, ohne Zukunft – die Geste einer Gesellschaft, die sich selbst längst überlebt hat, aber nicht aufhören kann.

Gesamtdeutung

Das Gedicht ist eine schonungslose Abrechnung mit faschistischer Ideologie und deren Nachwirkungen. Es zeigt den Weg von der erzwungenen Anpassung (Strophe 1) über die Ausbeutung (Strophe 2) und den Verfall (Strophe 3) bis zur finalen Unfruchtbarkeit (Strophe 4). Die bewusste Vulgarität ist dabei nicht Selbstzweck, sondern notwendiges Stilmittel, um die Obszönität der Ideologie selbst zu entlarven. Wo Faschismus Reinheit, Blut und Boden sakralisiert, zeigt das Gedicht Dreck, Impotenz und Zerstörung.

Gedichtinterpretation von KI Claude Sonnet 4.5 im Oktober 2025

Deutung KI Browser DIA:

Das Gedicht demontiert den Mythos von Verwurzelung: Boden als Identitätsanker wird durch Sprache der Gewalt und Industrie zu etwas Toten. Die Verbindung von Natur, Körper und Arbeit erscheint als Kreislauf der Vernichtung. Indem es die Nazi‑Parole „Blut und Boden“ phonisch spiegelt und semantisch zerlegt, entlarvt es Heimatrhetorik als Deckname für Zerstörung. Das Obszöne ist ästhetische Strategie, nicht Provokation um der Provokation willen: Es zeigt, wie tief Gewalt im Sprachkörper steckt.

ChatGPT-5

Das Gedicht „Blut oder Boden“ spielt provokativ mit der nationalsozialistisch belasteten Parole „Blut und Boden“, um deren zerstörerische Logik zu entlarven. Der Sprecher bleibt „am Boden“ – aber nicht aus Demut, sondern gefangen im Niedergang. „Blut“, „Glut“, „Hoden“ und „Schlack“ verbinden Körper, Gewalt und Verfall zu einer archaisch-dreckigen Bildwelt. Religiöse („Putten“) und technische („Galeere“) Anspielungen mischen sich zu einer grotesken Litanei über Erschöpfung und Entweihung. Die letzte Strophe pervertiert Fruchtbarkeit: Sexualität wird zu sinnloser, toter Wiederholung. Das Gedicht zeigt eine Welt, in der Boden und Mensch gleichermaßen verbrannt, verbraucht und entseelt sind.

DeepSeek

Unter dem Titel „Blut oder Boden“, einem nationalsozialistischen Slogan, dekonstruiert das Gedicht diese Ideologie radikal. Statt heroischer Verbundenheit mit dem Land („Boden“) zeigt es nur Erschöpfung, Ausbeutung und Fruchtlosigkeit („um ihn zu roden“, „tote Hoden“). „Blut“ erscheint nicht als lebensspendende Kraft, sondern als Verletzung („Blut ist im Schuh“). Die befohlene Ordnung („Putten picken nach Noten“) mündet in Agonie („Galeere Ruh“) und gewaltsamem Nihilismus („Fick ich dich durch“). Am Ende „ackert“ nur noch die Furcht in einer völlig zerstörten, ausgelaugten Welt. Es ist eine Abrechnung mit verbrecherischen Utopien.

Verschwörungstheorien

Der am 1. Dezember 2020 verfasste Text entsteht im zweiten deutschen Corona-Lockdown, auf dem Höhepunkt der gesellschaftlichen Polarisierung. Die Querdenken-Bewegung mobilisiert Massen, während Mainstreammedien eine beispiellose Kampagne gegen Corona-Skeptiker fahren.

Die Verschwörungstheorien sind die erwartbare Antwort auf die permanente Gehirnwäsche, die aus allen Rohren tropft. Der dampfende Sud befriedigt wieder die geilen Griffel – oh, wenn sie nur an sich halten könnten!

Aber nein: Onanie ist nicht ihre Sache. Sie wollen mit den großen Hunden heulen – und auch mal ein Genick durchbeißen.

Die Zeit des Fahrstuhls ist vorbei. Es lebe das Schafott!


Prosa-Interpretation: „Verschwörungstheorien“ (Dezember 2020)

Struktur und Argumentationsgang

These (Satz 1): „Die Verschwörungstheorien sind die erwartbare Antwort auf die permanente Gehirnwäsche, die aus allen Rohren tropft.“

Der Text beginnt mit einer provokanten Umkehrung: Nicht die Verschwörungstheoretiker sind das primäre Problem, sondern die mediale „Gehirnwäsche“ ist es. Das Wort „erwartbar“ deutet auf Kausalität – wer einseitig kommuniziert, provoziert Gegennarrative. „Aus allen Rohren“ evoziert militärische Bilder (Geschütze) und gleichzeitig das Bild einer Kanalisation, aus der Schmutziges „tropft“ – die Dauerbeschallung ist nicht nur intensiv, sondern kontaminierend.

Die Verbindung (Satz 2): „Der dampfende Sud befriedigt wieder die geilen Griffel“

Hier wird die Kausalverbindung explizit: Dieser Sud – das aus den Rohren Getropfte, die mediale Brühe aus Empörung, Diffamierung und Moralisierung – ist es, der „die geilen Griffel befriedigt“. Das Perfide: Die Journalisten produzieren nicht nur die Gehirnwäsche, sie konsumieren sie auch selbst. Der dampfende Sud ist ihr Nährmedium, ihre Inspiration, ihre Droge. Sie baden darin, sie atmen ihn ein, und er erregt sie zum Schreiben.

Das „wieder“ ist entscheidend: Es verweist auf ein historisches Muster. Nicht zum ersten Mal greifen Journalisten begierig in den Sud der Krise. Vor Kriegen, in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche, bei der Jagd auf Sündenböcke – immer schon waren sie dabei, willig, ja begierig. Man musste sie nie zum Jagen tragen. Die Griffel sind nicht passiv-professionell, sondern „geil“ – aktiv erregbar, süchtig nach dem nächsten Aufreger, der nächsten Kampagne.

Psychologische Analyse (Sätze 3-4): „oh, wenn sie nur an sich halten könnten! Aber nein: Onanie ist nicht ihre Sache.“

Die Klage im Stoßseufzer ist ironisch: Wenn sie doch nur masturbieren würden – dann bliebe die Lust privat, folgenlos, harmlos! Aber sie können nicht an sich halten, und sie wollen nicht bei sich bleiben. Die Selbstbefriedigung am eigenen Text, an der eigenen moralischen Überlegenheit reicht nicht.

„Sie wollen mit den großen Hunden heulen“ – das Rudel-Verhalten: konformes Mitläufertum, das sich als kritischer Journalismus tarnt. Und dann die drastische Eskalation: „und auch mal ein Genick durchbeißen“ – aus dem Heulen wird tödliche Aggression. Bossing in seiner brutalsten Form: die institutionelle Macht wird zum Vernichtungsinstrument.

Die Film-Referenz (Satz 5): „Die Zeit des Fahrstuhls ist vorbei. Es lebe das Schafott!“

Hier kulminiert der Text in der Anspielung auf Louis Malles „Ascenseur pour l’échafaud“ (1958). Die Nouvelle Vague nutzte solche Paradoxien, um bürgerliche Scheinheiligkeit zu entlarven. Der Fahrstuhl – Symbol der Moderne, des sozialen Aufstiegs, der technischen Rationalität – sollte nach oben führen. Stattdessen führt er zur Hinrichtung.

Die Verkehrung ist vollständig: Die aufgeklärte, liberale Presse, die sich als Hüterin der Demokratie versteht, errichtet ein mediales Schafott. „Es lebe!“ – die Parodie auf revolutionäre Aufrufe („Vive la République!“) wird zur bitteren Ironie. Was hier gefeiert wird, ist die Rückkehr zur öffentlichen Exekution, nur eben medial inszeniert.

Sprachliche Mittel

  • Drastik und Lakonie: Kurze, harte Sätze im Stil existenzialistischer Prosa (Camus, Sartre)
  • Geschlossene Metaphorik: Rohre → Sud → Griffel – ein in sich geschlossener Kreislauf der Erregung und Produktion
  • Körperliche Metaphorik: Griffel, Onanie, Genick – die Gewalt wird somatisch
  • Ironie und Paradoxon: „Es lebe das Schafott!“
  • Bildfelder: Kontamination (tropfende Rohre, Sud), Sexualität (Geilheit, Onanie, Befriedigung), Tierreich (Hunde, Rudel), archaische Gewalt (Genick durchbeißen, Schafott)

Intellektuelle Tradition

Der Text steht in der Tradition französischer Machtkritik (Foucault: „Überwachen und Strafen“) und der Medienkritik der Frankfurter Schule. Er analysiert nicht populistisch „Lügenpresse“, sondern die libidinöse Ökonomie des journalistischen Feldes: Wie Macht Lust erzeugt, wie Konformität sich als Mut tarnt, wie Aufklärung in Terror umschlägt.

Aktualität der Diagnose

Die „Verschwörungstheorien“ erscheinen hier als Symptom, nicht als Ursache. Die eigentliche Pathologie liegt in der medialen Konformität und ihrer genussvollen Grausamkeit. Der Text antizipiert, was später diskutiert wurde: Cancel Culture, Moralisierung des Diskurses, die Erosion liberaler Streitkultur.

Fazit

In fünf Sätzen entfaltet der Text eine radikale Medienkritik, die ihre intellektuelle Kraft aus der Verdichtung bezieht. Die drastische Sprache ist nicht Ausdruck von Wut, sondern analytisches Instrument – sie benennt die Gewalt beim Namen, die sich hinter professionellen Fassaden verbirgt. Die Anspielung auf die Nouvelle Vague verortet diese Kritik in einer europäischen Tradition der Macht- und Diskursanalyse.

Was 2020 als polemischer Einwurf erschien, liest sich heute als prophetische Zeitdiagnose.

Prosa Interpretation mit Hilfe von Claude Sonnet 4.5

Faschismus

Die Leichtigkeit, mit der sogar Freunde mit Abscheu auf Querdenker Demos reagieren, flößt mir Angst und Schrecken ein. Die Querdenker, davon habe ich mich vor Ort selbst überzeugt, sind pazifistischer als die Linken!

In einer Gesellschaft, die Abweichler ächtet, möchte ich nicht leben müssen.

Die Ächtung und Verleumdung der Abweichler ist ein Kernmerkmal des Faschismus!

Hallo Thomas

Gesendet: Donnerstag, 27. August 2020 um 22:48 Uhr

Von: „Alfred xxx“ <xxx@gmail.com>

An: „Thomas xxx“ <xxx@gmx.net>

Betreff: Meinungsfreiheit

https://youtu.be/1xOE9fwtpC8

Dieser Polizist, der das Grundgesetz ernst nimmt, verliert wegen privater Meinungsäußerung wohl seine Pension

Von meinem iPhone gesendet

Am 28.08.2020 um 10:50 schrieb Thomas xxx <xxx@gmx.net>:

Hallo Alfred,

ich verstehe die Aufregung nicht, der Polizist hat gegen Beamtenrecht verstoßen, daher die Sanktionen. Gerichtlich wird geklärt, ob das rechtens ist. Und warum sagt er nicht, was er gesagt hat und dass das, was er gesagt hat möglicherweise auf Grund des Beamtenstatus problematisch sein könnte.

Statt dessen stellt er sich auf eine Stufe mit Regimekritikern in Russland (was sagst du eigentlich dazu was mit Regimkritikern in Russland passiert?) und suggeriert, dass wir in einem Staat leben, wo die Meinungsfreiheit genauso ein beschränkt ist wie in Russland oder anderen autoritären Staaten.

Und dann dieser Blödsinn mit Bill Gates, der Verschwörungstheorie über Impfpflichtig, für mich unerträglich.

Einen schönen Tag 

Thomas

Hallo Thomas,

können also Beamte, wenn sie nicht im Dienst sind, an genehmigten Demonstrationen nicht teilnehmen? Und eine ums Grundgesetz besorgte Meinung äußern? Das überrascht mich. Das werde ich eruieren. Dass er das aus Gewissensnot macht, nehm ich ihm ab. Immerhin geht er Risiko. Sind das nicht auch „Bürger in Uniform“? Ich hoffe, er irrt, und das GG muss gar nicht verteidigt werden.  Und die Unabhängigkeit der Justiz steht. Insofern hast Du recht, ich rege mich wieder ab. Hier die Dortmunder, erste Rede. https://www.youtube.com/watch?v=Fqs5xtCn-p8 Das Publikum der 2. Rede kannte die erste Rede schon. Die „Mainstream“-Presse versucht ihn mit dem Stichwort „Nazi-Vergleiche“ in die rechte Ecke zu stellen. Aber in Sonntagsreden werden wir ermahnt, dass wir die Nazi-Zeit niemals vergessen dürfen. Warum nehmen sie also stattdessen nicht sein Bekenntnis, ein Patriot zu sein („Patriot, kein Idiot“)?

Rechtsstaatlichkeit und Freiheitlich Demokratische Grundordnung auf der Grundlage der Menschenrechte, wie sie im Grundgesetz und der UNO Charta skizziert sind, bilden für mich die Kriterien, nach denen ich alle kriminellen Aktivitäten  auch in Russland, beurteilen möchte. Also gilt für mich auch da erst mal die Unschuldsvermutung. Auch möchte ich den Angeklagten zu Wort kommen lassen. Deshalb schaue ich manchmal RT, Russia Today, den Feindsender, und DW Deutsche Welle zum gleichen Thema. Wenn dereinst Feindsender gucken blockiert wird, wissen wir, dass ein Krieg gegen Russland bevorsteht. Oder Iran. Ok, das klingt so lange verschwörungstheoretisch, bis es passiert. Auch vor den Kriegen gegen Irak, Serbien, Somalia, Libyen, Syrien klang ich so. 1 Tag vor den Bombardierungen ist alle öffentliche Kritik verstummt. Waren alle froh, dass es Saddam, Milosewitsch, Gaddafi  Janukowitsch,  Assad an den Kragen geht? Demnächst Lukaschenko, dann Putin. Und alles aus Menschenfreundlichkeit. Sorry, war gerade von Bitterkeit überwältigt.

Wie geht man bei uns mit den Whistleblowern um, die Kriegsverbrechen oder Totalüberwachung der USA ans Licht gebracht haben? Werden Assange oder Snowden einen fairen Prozess bekommen?

Im Moment wird ja auch heftig demonstriert in Minsk, m. W. unter Nichtbeachtung des Infektionsschutzes. Trotzdem werden diese Demonstrationen gelobt (wie auch die Antirassismus Demos, wo ich auch keinen Infektionsschutz gesehen habe). Die Regime Change Politik hat doch immer nur zu größtem Leid der Bevölkerungen geführt.

Zu Bill Gates: https://www.heise.de/tp/features/Ueber-Impfstoffe-zur-digitalen-Identitaet-4713041.html?seite=all 

Diesen Artikel finde ich nicht besonders verschwörungstheoretisch, eher journalistisch.

Es gibt sehr viele Meinungen, die von meiner Meinung abweichen. „Unerträglich“ ist schon ein starkes Wort. Demokratie braucht doch Toleranz. Ergebnisoffene Debatte, z. B. über Zwangsimpfung. Ich bin gar kein Impfgegner, aber ein Gegner der Zwangsimpfung von Erwachsenen bzw. gegen den Willen der Eltern. Ich verstehe, dass Du als Arzt die Position vieler Impfgegner verantwortungslos und damit unerträglich findest. Oder auch komplett hanebüchen und verblödet, wenn nicht sogar paranoid. Andererseits bedeutet „Unerträglich“ auch Abspaltung, Spaltung, Verdrängung. Zwangsgeimpfte könnten Hass entwickeln. Totalitarismus kann bedeuten, dass eine Mehrheit (die Vernünftigen / Starken / Reichen) einer Minderheit (die Unvernünftigen / Schwachen / Armen) ihren Willen und Wertekanon aufzwingt, weil sie den Willen und Wertekanon der Minderheit „unerträglich“ findet. Dagegen wurde Demokratie erfunden. Der Rechtsstaat. Meinungsfreiheit. Scheiße, ich fange an zu dozieren, ich will eigentlich nicht, dass das so klingt. Nur ein bischen diskutieren über die Zeitläufte …

Wow, das ist ja ein halber Aufsatz geworden

Herzliche Grüße aus Berlin

Alfred

PS: ich hoffe, dass in dieser nächtlichen Meinungsäußerung keine für Dich unerträglichen Wendungen enthalten sind, und wenn doch, Du gnädig über Zumutungen hinwegsiehst, bis wir hoffentlich irgendwann wieder über den ganzen Mist lachen … habe gezögert, es abzuschicken, möchte nicht nerven oder Deine Zeit verschwenden  Du hast vielleicht recht, und ich weiß meine hiesige Meinungsfreiheit gar nicht richtig zu würdigen. Morgen geh ich mal zum Brandenburger Tor und schau mir das an. Hoffentlich wird mein Auto nicht abgefackelt.

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